Endyearcamp Part 2 - Kho Mook
'Hier könnte ich auch leben, wenn wir nicht so einen hohen Standard gewöhnt wären und uns Kleinigkeiten total genügen würden. Die Leute hier leben im Paradies.'
- Mira
Der Flug in den Süden zog sich nur so dahin. Ich denke, wir flogen ungefähr 2 Stunden. Am Flughafen angekommen, holten uns wieder zwei Vans ab und mein Van verrieb sich die Zeit mit Musik. Beim ersten Resort blieben wir eine Nacht. Hier teilte ich mir ein Zimmer mit Anne-Sophie und Miri, doch die Zimmer waren wirklich gewöhnungsbedürftig. Gerade hatten wir uns an den Luxus gewöhnt, wurden wir direkt in ein Haus mit einer Menge Ameisen, Käfer und anderen Dingen gesteckt. Ja, sogar eine Kakerlake versteckte sich hinter unseren Schrank. Wir haben uns also viel Mühe, unser Zimmer so gut wie möglich zu meiden.
Das Resort lag direkt an einem Fluss. Als wir uns alle eingerichtet hatten, zogen wir uns auch schon die Badeklamotten an und stapften zur Badestelle. In den Fluss zu kommen war erstmal gar nicht so einfach, weil der Grund des Flusses mit Steinen übersät war und wir aufpassen mussten, wo wir hintraten, doch im Allgemeinen tat diese Abkühlung wirklich gut. Wir haben früh gemerkt, wie anders die Luft im Süden war. Sie war einerseits heißer, aber auch feuchter und man sah sofort an all den grünen Palmen und Bäumen, dass es hier auch viel mehr regnete als im Norden.
Nach der Abkühlung aßen wir und zogen uns dann langsam zurück. Miri und ich setzten uns zusammen auf eine Bank, es war schon ziemlich dunkel und nur ein paar Lichter waren an und es war so schön, mal wieder offen mit jemanden über alles reden zu können, der einen versteht. Und auch das hat mir wieder gezeigt, wie viel Glück ich habe, solche Freunde zu haben.
Als die Nachtruhe eintrat, gingen auch wir ins Bett. Wenn man von den ganzen Viechern absah, hatten wir wirklich gut geschlafen und als der Wecker klingelte, wollte sich niemand so richtig bewegen. Aber es gab Frühstück und sich zu dritt ein Bad zu teilen, ist nochmal schwerer, als zu zweit, daher beeilten wir uns, so gut es nur ging. Als erstes stand die Kayak Tour an. Nach dem misslungenen Raften war ich ziemlich skeptisch, doch es stellte sich als eine der besten Dinge heraus, die wir im ganzen Camp gemacht haben.
Miri und ich teilten uns ein Kayak. Das Schöne war, dass wir ganz alleine fahren durften, ohne irgendeinen Staff. Ich setzte mich zuerst nach hinten und hatte somit auch das Ruder in der Hand. Nun, ich muss schon sagen, ich war nicht schlecht. Gut aber auch nicht. Die Stromschnellen waren ab und zu ziemlich stark und in der Eile vergaß ich öfter mal, so links und rechts war, sodass Miri von vorne schrie 'RECHTS PADDELN, RECHTS' und ich zurück schrie 'WO IST RECHTS?!?!'
Ja, es war schon ganz lustig, und an der ersten Badestelle tauschten wir dann auch die Positionen. Miri stellte sich als richtiger Profi heraus und ich als ziemlich hysterischer Dirigent. Jedoch entspannte ich mich nach einer Weile, weil ich merkte, dass Miri alles im Griff hatte. So waren wir immer ganz vorne mit unserem Boot mit dabei. Danke Miri.
Um ehrlich zu sein, tauschten wir auch nicht mehr zurück. Miri fuhr also die 5km Fluss fast ganz alleine, während ich die Aussicht genoss. Da der Fluss durch den Regenwald floss, gab es wirklich viel zu sehen. Einmal sahen wir eine wirklich riesige Schlange von einem Ast hängen, was ziemlich tropisch aussah. Miri machte ihren Job gut und ich tat nichts. Was eine tolle Fahrt!
Leider gingen die 5km schneller vorbei, als gedacht und noch am selben Tag mussten wir das Resort verlassen. Also packten wir alle unsere Sachen und setzten uns wieder in den Van. Die Fahrt dauerte ein bisschen, doch als wir auf einmal das Meer sehen konnten x hielt uns nichts mehr auf unseren Plätzen. Unser nächstes Resort lag auf einer Insel, die wir nur mit dem Boot erreichen konnten. Also wurden wir in zwei Boote aufgeteilt, luden unsere Koffer um und schon ging's los. Zur Insel, die Kho Mook heißt, fuhren wir ungefähr eine halbe Stunde. Als wir im Pier ankamen, trauten wir unseren Augen kaum. Überall waren Palmen und die Leute fuhren ausschließlich mit Mopeds herum. Doch als wir vom Pier ins Wasser schauten, bekamen wir erstmal einen kleinen Schock - unglaublich dicke Seeigel waren da an den Pfosten des Steges im Wasser. So große Seeigel mit solch riesigen Stacheln hatte ich noch nie zuvor gesehen. Ein Mann erklärte uns, dass dieser Teil der Insel und des Strandes nicht zum Baden vorhergesehen ist, sondern eher zum fischen für die Bewohner. Zu den Seeigeln wollte sowieso niemand.
Wieder teilten wir unsere Zimmer auf und ich bezog wieder eins mit Anne-Sophie und Miri. Wir hatten ein kleines Häuschen mit einem relativ großem Zimmer und auch das Bad war wirklich schön. Es war schon später Nachmittag und P'Pad erklärte uns, dass wir abends zu einem anderen Strand fahren würden, um uns den Sonnenuntergang anzusehen. Gesagt, getan. Doch um ein bisschen ins Inselgefühl zu kommen, zog mein Zimmer sich Kleider an. Ja, ihr habt gehört, ich hatte ein Kleid an. Und zugegeben, zuerst fühlte ich mich sehr unwohl, doch die anderen schafften es, mich zu überzeugen, es dann doch anzulassen. Als wir aufbrachen, kamen Mopedtaxen, mit Beiwagen, wo ungefähr drei Personen drauf sitzen konnten, also nahm ich meine Mädels und die Fahrt war super schön und mal wieder fühlten wir und so frei.
Als wir den Strand dann erreichten, liefen wir nur so aufs Wasser zu. Der Himmel und das Meer waren wirklich atemberaubend, sodass wir unglaublich viele Fotos machten. Ich kann wirklich nicht beschreiben, was das für ein Gefühl war, nach draußen zu schauen und so viel zu sehen. Aber ich wusste auf einmal wieder, warum ich Thailand als mein Austauschland gewählt habe.
Es wurde dunkel und wir gingen was essen. Bei allen war die Stimmung einfach nur super, sodass wir unglaublich viel lachten und uns Geschichten erzählten, Bilder machten und lachen mussten, weil irgendjemand auf dem Bild komisch guckt. Doch am nächsten Tag hatten wir viel vor und P'Pad schickte uns ins Bett. Zu dritt kuschelten wir uns also in unser Doppelbett, doch am nächsten Morgen stand ich relativ früh auf, da Jakob mich am Vorabend gefragt hatte, ob ich mit ihm joggen gehen wollen würde.
Wie sich herausstellte, war das ein Fehler. Es endete damit, dass er den Strand auf und ab lief und ich.. zuschaute. Und ihn auslachte. Mir wurde wieder klar, dass ich in Deutschland einiges aufzuholen habe. Früh fuhren wir los mit den Booten und ja, wir fuhren 1 1/2 Stunden zu einem Schnorchelplatz. Es war lange, aber es hatte sich gelohnt, denn wir schnorchelten in einem der schönsten Korallenriffe in ganz Thailand. Das Wasser war unglaublich klar und man konnte so viele Fische sehen, sowie Nemos und Doris. Wenn man aufschaute, sah man diese Inseln im Hintergrund und wenn man wieder hinabschaute, war das eine völlig andere Welt und alles, was einem so durch den Kopf spukte, fühlte sich plötzlich ganz klein an.
Wir stiegen wieder in die Boote und fuhren zu einem anderen Schnorchelplatz, wo wir im Prinzip nochmal das Selbe taten, wie davor. Doch den nächsten Stopp machten wir an einer Insel, Koh Rok. Und diese Insel war eine absolute Postkarteninsel. Das Wasser unendlich klar und kristallblau. Überall Palmen und Schaukeln, die von den Bäumen hingen. Es war ein Traum. Und genau so stelle ich mir ein Paradies vor.
Wir aßen erst eine Kleinigkeit, dann hielt uns nichts mehr und wir stürmten nur so ins Wasser. Es war unglaublich und unsere Freude war grenzenlos. Wir warten uns gegenseitig um, machten Bilder, Wasserkämpfe und lachten, lachten, lachten. Manchmal findet das Glück einen auch selbst.
Nach einer Stunde stapften wir zurück zum Boot und fuhren zum nächsten Schnorchelplatz, wo es ziemlich viele Fische gab. Jedoch merkten wir, wie die Strömung immer stärker wurde und wir schon echt Probleme damit hatten, dagegen anzuschwimmen. Jakob tauchte nach Muscheln, die einfach unglaublich aussahen. Doch irgendwann rief der Bootsmann, dass wir wieder in die Boote klettern sollten aufgrund der starken Strömung und allmählich merkten wir auch, wie uns die Kräfte verließen.
Doch als wir im Boot saßen auf den Weg zurück zum Resort, merkten wir noch was ganz anderes. Ein leichtes Brennen auf der Haut. Ich wusste sofort, dass das nichts Gutes heißen konnte. Und ich behielt Recht. Innerhalb von Sekunden sah ich aus wie eine Krabbe. Sonnenbrand im Gesicht, an den Waden, Oberschenkeln, doch am Schlimmsten traf es mich auf den Armen. Nach 1 1/2 Stunden Rückfahrt stürmte ich nur so aus dem Boot, rannte in unser Zimmer und duschte eine ziemlich lange Zeit ziemlich kalt, aber da war schon alles zu spät. Die Haut brannte wie verrückt. Und ich war nicht die Einzige, sondern alle hatten etwas abbekommen. Miri hatte es richtig am Rücken und an den Schultern erwischt, Anne-Sophie am Nacken, andere eher im Gesicht oder auch am Nacken. Doch wen hatte es am Schlimmsten getroffen? Natürlich die, die am weißesten war. Wir mussten uns also damit abfinden, dass wir diese Nacht kaum schlafen konnten, denn egal, wie man sich hinlegte, irgendwas brannte. Und am nächsten Tag sah es kein Stück besser aus. Doch trotzdem stiegen wir wieder in die Boote, auf zur nächsten Insel. Wir machten wieder einen Schnorchelstopp, doch dieses mal schickte ich die anderen vor und fragte, ob es irgendwas besonderes zu sehen gab, und da das Wasser eher trüber war, blieb ich im Boot und machte von außen Fotos, um meine Haut ein wenig zu schonen. Doch sobald jemand sagte, dass es etwas besonderes gab, sprang ich mit ins Wasser. Zum Beispiel gab es eine Stelle, wo wir mit Toast die Fische anlocken konnten und auf einmal ein ganzer Schwarm an deinem Toast in der Hand reißt. Das war schon ziemlich cool! Wieder machten wir einen Stopp an einer paradiesischen Insel und wieder badeten wir, machten Bilder und freuten uns unseres Lebens.
Doch genauso schnell wie am Vortag stiegen wir auch wieder ins Boot und dann kam ein weiteres Highlight des Tages - der Emerald Cave. Es ist ein bisschen schwer, das zu beschreiben. Auf jeden Fall fuhren wir nah an einen Felsen heran, wo auch die Strömung sehr stark war und sahen, dass es einen Wassereingang im Felsen gab. Also sprangen wir alle aus dem Boot und hielten uns aneinander fest, dann gingen wir in die Höhle rein. Mir war ein bisschen bange, denn ich hatte viel zu viele Filme über solche Höhlen gesehen. Das Wasser sah aus wie Jade, es leuchtete hellgrün. Oben an den Wänden hingen ein paar Fledermäuse, wo mich jemand drauf aufmerksam machte - und dann plötzlich war da ein Ausgang. Man konnte einen kleinen Mini Strand sehen, der von den Felsen außenherum eingeschlossen war, es sah aus wie eine Bucht. Wir blieben die ganze Zeit im Wasser und schauten uns um. Es sah wirklich unglaublich aus. Das Wasser war ein bisschen kälter, aber angenehm kalt und da, wo der Sand war, standen ein paar Palmen, bevor sie an den Felsen endeten. Ich denke, wir blieben dort für 20 Minuten, dann schwammen wir zurück zu den Booten und es ging zurück zum Resort, wo wir einen kleinen Nachtstrand besuchten, wo man eine Menge Krebse sah. Sogar einen großen toten Kugelfisch sahen wir im Strand liegen, aber am coolsten war, wie schnell die Krebse über den Sand huschten. Wir fuhren wieder zum Resort.. Und dann begann es.
Die Nacht, die alles verändern sollte.
Ich werde nicht genau erklären, wie genau das alles angefangen hat und wer auf die Idee kam und so weiter. Aber wir fanden auf einmal, dass und ein bisschen Bier ganz gut tun würde. Gerade, wo wir mal wieder unter Deutschen waren. Genau darüber nachgedacht haben wir nicht, wir waren einfach eine Gruppe, hatten ein bisschen Spaß und dann noch drei Flaschen Bier, die wir uns mit 8 Personen teilten.
Dass uns jemand erwischen könnte, daran hatten wir nie gedacht. Aber so kam es. Und es brach ein riesen Chaos aus. P'Pad, die uns hinstellte, als wären wir Biester, gab uns Reiseverbot, setzte uns auf die schwarze Liste und rief all unsere Gastfamilien an, benachrichtigte YFU Deutschland und hat möglicherweise auch noch Angela Merkel angerufen. Eine Person von uns muss am Donnerstag nach Hause fliegen.
Wegen einem Bier.
Zuerst sagte uns das Wesen, das wir nun den Teufel nennen, dass diejenigen, die etwas getrunken hatten, von der morgigen Aktivität ausgeschlossen werden würden, was uns insgeheim nicht viel ausmachte, denn wir sollten nur angeln gehen. Am nächsten Tag sagte sie jedoch, dass wir gehen könnten, wenn wir wollten. Ein Viertel von uns ging. Der Rest barrikadierte sich in unser Zimmer. Ich gehörte dazu.
Ich telefonierte lange mit meiner Mama aus Deutschland, welche uns verstand und dem Teufel eine Mail schrieb. Dank meiner Mama also kann ich doch mit Miri nach Phuket fliegen, also wurde das Reiseverbot auf eine Woche gekürzt. Einen Haken daran gab es jedoch, denn mir wurden 15 Sozialstunden aufgebrummt. Sie nannte es 'Social Community Service'. Wie genau ich das machen soll, weiß ich noch nicht genau, jedoch muss ich während meiner restlichen Zeit 15 Stunden etwas für die Gesellschaft tun.
Hallelujah.
Aber immerhin darf ich mit Miri nach Phuket und dafür war ich sehr dankbar. Alle meine Freunde bedankten sich bei meiner Mama, welche noch ein bisschen mit uns telefonierte. Ebenfalls gingen wir zum Laden gegenüber des Resorts und kauften alles, was wir greifen konnten, Chips, Mangos, Kekse, ein bisschen Schokolade und auch Nudeln, machten es uns in unserem Zimmer gemütlich, aßen und schauten Filme. Es war an sich ein wirklich schöner Vormittag. Als die anderen dann vom Angeln wieder kamen, fuhren wir nochmal alle zusammen zum Strand und aßen Pizza. Ich denke, das war ungefähr alles vom Tag.
Wir bekamen noch Zeit, unsere Sachen zu packen, aßen Abendessen und gingen schlafen, luden am nächsten Tag unser Gepäck wieder in die Boote und fuhren zurück zum Festland, wo ein Van auf uns wartete, in den wir uns reinquetschen mussten. Mittag aßen wir in einem guten Restaurant in der Nähe des Flughafens und mit ein bisschen Verspätung kam dann der Flug nach Bangkok.
In Bangkok hieß es Abschied nehmen. Einige von ihnen würde ich nie wieder sehen, andere wieder in Deutschland und andere nochmal während meiner Thailandzeit. Wir hatten eine unglaubliche Zeit und sind mehr als nur eine Gruppe, sondern eine kleine YFU Familie.
Meine Gastmama holte mich ab und nachdem ich mich ein paar mal entschuldigt hatte und ihr alles erklärt hatte, fühlte sich alles wie vorher an. Das Endcamp war eine der besten Erfahrungen, die ich hier in Thailand machen konnte und dass Glück manchmal nur so auf einen zu rennen kann, hätte ich nie für möglich gehalten. Mein Herz habe ich zumindest auf dieser Insel gelassen.
Und ich werde nie vergessen, was diese Zeit mir gegeben hat.
- Kim